Türkei - Mitte Juni
Wir sind inzwischen in Ankara angekommen und machen uns Übermorgen auf nach Kappadokien. Dennoch wollen wir euch unsere ersten Eindrücke der Türkei nicht vorenthalten. Und vorab lässt sich sagen, dass wir sowohl von der Landschaft wie auch von den Menschen hier schwer angetan sind und uns sehr wohl fühlen.
Der Grenzübergang
Von allen Grenzübergängen ist der von Bulgarien (bei Malko Tarnowo) in die Türkei (in die Gemeinde Kırkaleli), zumindest bisher, landschaftlich der schönste, aber mit Sicherheit auch der anstrengendste gewesen! Wir sind am 01.06.2017 in die Türkei eingefahren.
Schon auf der bulgarischen Seite fuhren wir einen Tag durch den Krivinizovo Nationalpark - bergauf und bergab.
In der Türkei machten wir uns dann, bei gleichbleibend, schönstem (eigentlich schon zu heißem), Sommerwetter auf den bergigen Weg nach Kırklareli. Mit toller Fernsicht.
Leider sind hierbei keine Unmengen an Bildern entstanden, da wir viel mit der Bewältigung der Steigungen zu tun hatten und auch einfach mal nur die Aussicht genossen haben.
Begegnungen am Straßenrand
Es vergeht fast kein Tag, an dem uns nicht jemand zu sich winkt, uns einen Chai ausgiebt, uns Kirschen, Brot oder Joghurt schenkt oder uns einlädt. Wir fanden Unterschlupf bei einem freundlichen Gemüsehändler als ein Gewitter über uns herein brach und durften Teil eines Ramadan-Abendessens sein.
Die meisten LKW-Fahrer hupen und winken freudig wenn sie uns sehen (nebenbei bemerkt: interessante Hupgeräusch-Varianten gibt es hier). Leider vergessen sie zwar manchmal, dass ihre Hupe direkt neben unseren Ohren vorbei saust und wir oftmals einige Kilometer später noch ein klingeln hören. Doch sofern es die Steigung (aufgrund des Gleichgewichts) zulässt, winken wir zurück.
Auch wenn sich unser Türkisch noch in Grenzen hält, funktioniert es mit der Kommunikation sehr gut. Denn auch hier sprechen ein paar Leute Englisch und einige auch ein paar Brocken Deutsch. Oder eben mit Händen und Füßen ☺️
Istanbul
Istanbul ist die Stadt der Gegensätze, von völligem Verkehrschaos und überfüllten Gassen, hinzu absoluter Stille in der Blauen Moschee. Wir haben in den 5 Tagen bei weitem nicht alles gesehen und erkundet aber für uns eine schöne Mischung aus Sightseeing und Relaxen geschafft. Vom großen Bazar bis zum Besuch eines Hamamı war alles dabei. Allein die Lage der Stadt am Marmarameer und dem Bosporus verleiht der Stadt ihren ganz eigenen Charme und immer wieder tun sich neue schöne udn spannende oder eben auch völlig überfüllte Ecken auf! Die vielleicht größte Entdeckung war für uns die Atmosphäre in den Moscheen. Und ich könnte wahrscheinlich mehrere Blogeinträge nur mit Istanbul füllen aber dann käme ich wahrscheinlich nicht mehr zum Radfahren;)
Blaue Moschee
Schon seit kurz hinter dem Grenzübergang fahren wir beide mit langen Hosen. Gerade auf den Dörfern sieht man einfach niemanden mit kurzen Hosen / nackigen Beinen, außer vielleicht Touristen, sofern es diese dahin verschlägt ☺️
Selbst in der Millionenmetropole Istanbul komme ich mir in kurzen Hosen komisch vor und in den Moscheen ist es gar nicht erlaubt.
An der Blauen Moschee angekommen gehen wir zum Besuchereingang. Wirkt alles ein bisschen seltsam. Seitlich der Moschee biegen wir um die Ecke und sehen Reihen von Absperrungen und ganz am Ende eine kleine Holzhütte in der den Frauen entsprechende Kleidung ausgehändigt wird. Noch seltsamer wirkt das alles da es keine Menschenschlange gibt. Wir schlängeln uns also durch die Absperrungen hindurch und ich erhalte lediglich ein Tuch für den Kopf. Meine Fahradfahr-Hose scheint genügend nicht-figurbetonend zu sein. Wir gehen eine kleine Treppe seitlich des Gebäudes hinauf und befinden uns in einem Laubengang. Rechter Hand steht wieder ein Schild mit dem Hinweis, dass die Schuhe in die Tüten gehören und nicht die Tüten über den Schuhen getragen werden sollen. Am Ende des Laubengangs öffnet sich nach Rechts eine riesige Doppeltür und schon stehen wir mittendrin. In einem Raum von nicht greifbarem Ausmaß, deren Wände, Säulen, Decken und Kupeln über und über mit Kacheln ausgekleidet /verziert sind.
Im vorderen Bereich dürfen wir uns frei bewegen doch der Großteil ist durch einen kleinen hölzernen Zaun abgetrennt. Dies ist der Bereich für die Männer. Die Frauen haben ihre eigenen Bereiche links und rechts von dem eigentlichen Eingang. Überall sitzen vereinzelt oder in kleinen Gruppen Menschen auf dem bunten Teppichboden. Entweder ins Gebet vertieft oder aber auch leise unterhaltend. Selbst mit dem Handy beschäftigt oder eben, wie wir, am gucken und fotografieren. Von vorne kommt ein orientalischer Gesang, der den gesamte Raum erfüllt.
Wir setzen uns an Ort und Stelle auf den Boden (ich glaube sogar mitten in den Raum, was ich normalerweise eher vermeide) und genießen die Ruhe und die einzigartige Atmosphäre. Wir sind uns einig, dass, aber nicht sicher warum wir uns hier beide so wohl fühlen (sicher nicht nur aufgrund der vorherrschenden und sehr angenehmen Kühle). Liegt es daran, weil es für uns noch unbekannt, neu und eben einfach eine ganz andere Kultur ist?
Was wir aber mit Sicherheit sagen können ist, dass es das erste "Religiöse Gebäude" ist, in welchem wir entspannen und verweilen können und wollen.
Als der Gesang vorbei ist, kommt ein bisschen mehr Bewegung in die Szene, doch auch wenn Kinder herumtollen wirkt es alles sehr ruhig und friedlich!
Wir verweilen noch einen Moment und machen uns wieder auf den Weg nach draußen. Erst da realisieren wir, dass wir gerade über eine Stunde in der Moschee verbracht haben.
Lena
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Gaby (Dienstag, 20 Juni 2017 20:07)
Eure Bilder machen Lust auf eine Reise nach Istanbul.
Toll finde ich nach wie vor die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen.
Ich glaube, die Deutschen haben da etwas Nachholebedarf.
Und passt auf, das ihr nicht aus Versehen mal einen blinden Passagier an Bord habt.�
LG Gaby