China 29.11 - 03.12.2017
Wir brechen nach ein paar kalten Hotelzimmer - Tagen aus Langmusi wieder auf.
Hundebesuch & Sonnenschein
Alles ist vereist und frostig. Unsere Nacht war aufgrund eines "Kläffers" und der Kälte nicht perfekt. Den Kläffer lernt Stefan bei seiner Morgen-Toilette kennen. Stattlicher Bursche aber eigentlich ganz lieb. Er kommt ebenso wie die Sonne zum Frühstück um uns Gesellschaft zu leisten. Scheint mich jedoch mit einer Hundedame zu verwechseln. Nachdem hinab Schieben geht's weiter auf der Schotterpiste aber dank blauen Himmels und den stetig steigenden Temperaturen fällt einem alles viel leichter.
Wir treffen auf zwei Yak Hirten die unsere Räder probieren, leider nicht ohne Verluste (die Reflektoren an den Pedalen sind lose getreten).
Mittags gibt es eine schnelle Nudel-Gemüse Suppe und danach geht es dann auch schon wieder weiter. Wir spielen mit dem Gedanken heute aufgrund des eisigen Windes vielleicht doch ein Hotel anzusteuern? Wir kommen an einem ausgestorbenem Hotel-Dorf mit riesigen Aussichtsplattformen auf einem Berg vorbei. Skurril aber die Stege Richtung Fluss sind cool und hölzern, der Rest ist eine einzige Bausünde. Eine Kurve weiter, stehen wir unerwartet vor einem Kloster so groß wie eine kleine Stadt. Der Wind pustet kräftig und nach einer kurzen Abfahrt wollen wir bei einem Hof am Fluss fragen ob wir unser Zelt im Windschatten bei denen aufbauen dürfen. Also holpern wir hinab.
Vor dem Zaun stehen jede Menge Mopeds und hinter der Mauer ist mächtig was los. Sieht nach Yak-Zählung oder so aus. Kaum kommen wir zum stehen, kommen alle an den Zaun. Wir fragen und es wird schnell mit ja geantwortet und alle gehen wieder ihrer Beschäftigung nach. Yaks impfen wie es scheint. Tja und wir stehen da, etwas allein gelassen, sehen nur einen Mini Platz fürs Zelt und sind kurz davor doch wieder zu fahren, als sich die Manschafft auflöst und uns die Frauen erstmal ins Haus (bestehend aus zwei Räumen) bitten. Die Kinder turnen zwischen Ofen und TV hin und her und wir werden mit warmen Yak-Milch-Tee, Reis mit Fleisch und Brot versorgt. Bevor es dunkel wird wollen wir das Zelt aufbauen, werden aber vehement davon abgehalten, da wir drinnen schlafen sollen. Okay. Da sagen wir nicht nein.
Der Abend wird noch ganz nett, zieht sich aber auch mächtig in die Länge. Als der Papa wieder heim kommt gibt's nochmal richtig leckeres Essen. Reis mit Kraut und Yakfleisch. Wir bespaßen die Kleine mit Essstäbchen-Bastelei und dann dürfen wir irgendwann unser Nachtlager aufbauen. Und so schlafen wir im Wohnzimmer eines Yakhirten während sich zwei, mit Elektromotor angetriebene, Gebetsmühlen die ganze Nacht drehen und aus einem kleinen Lautsprecher beständig Mantras vom Tonband klingen.
Ein Sommercamp
Auch an nächsten Morgen gibt es Tsampa und heißes Wasser in unsere Flaschen. Ohne viele Worte, aber dafür mit einer herzlichen Umarmung werden wir wieder auf die Straße entlassen.
Nachdem wir gestern die zweite Hälfte des Tages immer auf eine Schneebergkette zugeradelt sind, erreichen wir an diesem Vormittag die Schneegrenze. Zum Glück reicht der Schnee nur bis an die Straße heran aber die Yaks müssen schon mächtig im Schnee nach Futter wühlen.
Mittags setzen wir uns in den Straßengraben, da der Wind durchgängig gegen uns ist. Nicht stark aber stark genug um unser Tempo zu mindern und unsere Gesichter frieren zu lassen. Die Sonne hat eindeutig an Wärme gewonnen und die Vorstellung auf ein "Schnee-Zelten" macht richtig Laune. Doch leider ist jeder Quardratcentimeter eingezäunt oder ein Haus steht drauf. Vier oder mehr Finde-Versuche scheitern und es wird kälter und die Sonne schwindet. Stefan bekommt einen kleinen Hass auf die Chinesen und ihre Zäune und wird mit jedem Meter frustrierter. Eigentlich ist er schon dafür heute noch bis in die Stadt fahren. Doch ich starte einen letzten Versuch bei einer Art Sommercamp und siehe da, wir dürfen unser Zelt auf einem Kunstrasen unter einem Dach aufbauen. Ein paar große, herumliegende Ziegelsteine ersetzen die Zeltheringe. Es gibt noch eine Suppe und dann verkriechen wir uns mit Tee und Schoki ins Zelt.
2/3 Ruhetag
Die Sonne kämpft, aber leider sind die Wolken sehr hartnäckig. Die 27km bis in die Stadt & damit bis ins Hotel dauern eine Weile aber um 11:30 Uhr sind wir angekommen und ziemlich geflasht! Rappelvoll und voller Leben, bunt und überall Menschen und Musik und wieder sieht alles anders aus. Das hatten wir so nicht erwartet. Doch nach der Stille in den letzten Tagen ist dieser bunte Trubel eine willkommene Abwechslung. Wir beziehen ein Hotel und genießen die Vorzüge einer Unterkunft, schlendern durch die Straßen, über den Markt und erfreuen uns an Leckereien.
Lena
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Till (Donnerstag, 25 Januar 2018 07:24)
Wie inner wundervolle Bilder und eine tolle Schreibe die einen Alles miterleben lässt. Ob ich mit euch tauschen würde während wir unsere endless summer Tour von Sri Lanka aus nach Thailand fortsetzen, bleibt Mal unbeantwortet. Aber ihr seid ja jetzt aus dem gröbsten raus. Wünsche euch weiterhin das beste. Liebe Grüße
Rüdiger Miertschink (Dienstag, 27 März 2018 23:24)
Irgendwie ist mir dieser Eintrag durch die sogenannten Lappen gegangen. Aber er ist toll.
Es ist schon erstaunlich, dass die einfachen Menschen für eigentlich fremde Leute sprichwörtlich ihr letztes Hemd geben sowie Brot und Bett teilen. Für besser betuchte Menschen, ich nehme mich da gar nicht aus, nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. Und es zeigt sich wieder mal: die ganze Welt basiert nur auf Vertrauen und Hoffnung. Wie sonst ist zu erklären, dass die Menschen dort so offen sind? Sie vertrauen auf das Gute im fremden Menschen und hoffen, dass sie nicht enttäuscht werden. In den sog. Industrieländern des Westens ist es ja eher so: Ich kann dem anderen nicht vertrauen und hoffe erst gar nicht, dass nichts passiert... Leider.
Ich wünsche euch noch viele positive Erfahrungen in dieser Beziehung.
Rüdiger