Usbekistan - 21. August 2018
Mal wieder Geld wechseln. Mal wieder auf dem Schwarzmarkt. Auch in Usbekistan ist der offizielle Wechselkurs deutlich unter dem auf dem Schwarzmarkt.
Ich finde es immer noch befremdlich eine Währung auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Aber gut, andere Länder, andere Sitten. Direkt nach der Grenze werden wir von dubiosen Gestalten angeflüstert: "Change money?"
Eigentlich soll man ja nicht direkt an der Grenze tauschen, weil man da ziemlich sicher übers Ohr gehauen wird. Ich sage trotzdem ja, weil ich den dunklen Kurs kenne. Die Gestalten nicken und
winken uns erstmal weiter.
Wir verstehen. Erstmal weiter radeln und sie holen uns dann später mit dem Auto ein.
Als wir dann Emils Platten verarzten kommt ein Auto des Weges. Es fragt heraus "Change money?"
Ich nicke. Das Auto fährt weiter. Verstehe ich nicht. Haben die mein Nicken jetzt falsch gedeutet?
Nein. Denn einige Minuten später hält der Wagen auf der Gegenfahrbahn.
Oha. Die sind ja echt richtig vorsichtig. Offenbar wird das hier hart geahndet.
Zwei Männer hüpfen über die Leitplanke. Sie zeigen mir auf dem Handy den Kurs. 4200 steht da. Die Währung hier heißt Som.
1 Dollar gegen 4200 Som.
Von zwei anderen Radlern haben wir allerdings 8500 bis 9000 gehört. Ich werde stutzig und frage Lena ob der Kurs den wir gehört haben Euro oder Dollar sei.
Euro!
Aha. Ich hab jetzt aber Dollar. Hmmm. Ich überschlage mal ganz grob im Kopf und tippe 7000 ein.
Beide reißen gleichzeitig die Hände in die Luft und nehmen 2 Meter Abstand. "no, Bazar, no"
Ich höre raus, dass niemand, aber auch wirklich niemand auf dem Schwarzmarkt diesen Kurs machen würde und glaube der theatralischen Aufführung der beiden. Zum Schluss nehme ich 5500 an.
Jetzt bekomme ich für meine 50 Dollar also 275.000 Som. Alles in 5000er Noten. Ich muss also 55 Scheine nachzählen. Das dauert und der Wind machts mir nicht leichter. Zum Glück bleibt der Typ
recht gelassen stehen und lässt mich zählen. Irgendwie komme ich auf 55. Passt schon denke ich mir. Die haben ja auch einen Ruf zu verlieren...
Bukhara
Noch bevor wir unser Hotel betreten zischt es an einer Ecke die bekannten zwei Worte "change money?" diesmal ergänzt um ein "Mister"
Jaja, später.
Später auf dem Weg zur ersten Sightseeing-Runde setze ich mich neben den jungen Mann. Ich fühle mich wie in einem Agentenfilm wo sich der Spion mit dem Auftraggeber auf einer Parkbank trifft und
beiläufig Umschläge getauscht werden.
Er bietet mir 7000 an. Ich tippe 9000 ein. Beinahe angeekelt von meiner Dreißtigkeit sieht er mich an und verzieht das Gesicht. "Noooo"
Hmmm, war dann wohl tatsächlich der Euro-Kurs, den wir da im Vorfeld gehört hatten. Wir einigen uns auf 7600 und gehen weg von der Straße in den Vorraum eines Restaurants.
Wieder nur 5000er! 152 Scheine. Ich dreh durch. Aber es wird geduldig gewartet bis ich gezählt habe.
Tatsächlich sind 7600 dann auch der Kurs, der hier so Standard ist.
Samarkand
Wir wackeln aus dem Bazar und ich wende mich einem Money-Change-Mann zu. Nachdem er mir 7200 anbietet, nenne ihm meine Vorstellung und wir einigen uns auf 7500. Ganz ok. Wieder 100 Dollar,
diesmal sogar 10.000er Scheine. Diesmal auch direkt vorm Bazar, auf offener Straße. Keine Hemmungen.
Ich zähle. Mit der Hüfte halte ich mein Rad und unterm Ellbogen mein Portemonnaie. Nicht die besten Voraussetzungen. Ich zähle einmal und irgendwie stimmt die Zahl nicht. Ich zähle ein weiteres
Mal und die Zahl stimmt so annähernd. Bislang wurde ich noch nicht beschissen denke ich mir und vertraue einfach mal darauf, dass das schon so passt.
Beim Mittagessen zähle ich noch mal mit Ruhe und Tisch. Es fehlen 50.000.
Das ist, als hätte ich einen Kurs von 7000 akzeptiert. Ich hasse den miesen Geldtauscher vom Bazar. Mehr noch ärgere ich mich über mich selbst. Hätte ich mal 10er Stapel gemacht und langsam
gezählt. Hätte ich dem Typen mal gesagt, dass ER langsam vor meinen Augen abzählen soll. Hätte, hätte, Fahrradkette.
Ich radele zurück mit der extrem schwachen Hoffnung den Typen erfolgreich zur Rede zu stellen. Er stellt sich natürlich dumm. Die usbekischen Schimpfwörter gehen mir aus und ich radele zurück zu
Lena.
Sicher, ich wurde um etwa 6 Euro betrogen. Das ist nicht so schlimm. Dumm ist nur, dass man davon hier einmal zu zweit Mittagessen gehen kann und dass ich einem miesen Betrüger zum Opfer gefallen
bin. Das fühlt sich einfach schlecht an.
Nächstes Mal denke ich mir, nächstes Mal!
Stefan
Kommentar schreiben
Ecker (Dienstag, 17 Oktober 2017 13:16)
Hau die Fuffi sin den Club
Solche Geldbündel kennt man nur von Drogenhandel :-) Kauf dir mal ne Geldscheinklammer
Robin (Mittwoch, 19 September 2018 08:04)
Finde es sehr interessant zu erfahren, wie es in anderen Ländern mit dem Umtausch von Geld funktioniert. Bei uns sieht das alles ja doch ganz anders aus http://www.finanznachrichten.de/